Donnerstag, 11. Februar 2016

Bert Brecht zum Geburtstag: Bericht vom KJI-Brecht-Abend

     

 

Die Kämpfende Jugend Ingolstadt hat am 10. Februar eine kleine Geburtstagsfete für den Genossen Bert Brecht geschmissen. Der, 1898  in Augsburg geboren, wäre nämlich an diesem Tag 118 Jahre alt geworden. Aber obwohl das ein hohes Alter ist (und der Jubilar leider auch schon seit 1956 tot ist), ist B.B. (wie er sich selbst nannte), immer noch aktuell für uns.
Und das nicht, weil er irgendeinen verschwurbelten, allgemeinen Bildungsunsinn geschrieben hat, den man uns heute in der Schule beibringt. Brecht war kein Goethe, der sich von einem Provinzfürsten aushalten ließ und durch die Gegend spazierte um Gedichte über antike Götter zu schreiben. Sondern: Brecht war einer von uns: Er wuchs, in guten Elternhaus, in der Provinz in Augsburg auf. Schiss jedoch auf Bürgertum, Geld und Konventionen. Nach dem Krieg wurde er kurzzeitig Mitglied des Arbeiterrats von Augsburg, dann verließ er die Provinz, ging nach Berlin (mit Station in München) und wurde bekennender Kommunist. Er lebt mit mehreren Frauen gleichzeitig zusammen, verspottete die Spießer, rauchte wie ein Schlot, soff was er konnte und entwickelte eine Theater und Kunst-praxis, die aus der Kunst eine Waffe in der Revolution machen sollte.
Sein ganzes Leben und sein Schaffen war gewissermaßen ein einziges "Fuck you!" an die bürgerliche Gesellschaft.
Deswegen ist es auch falsch, wie ihn die Schule oder die Literaturkritik heute hinstellt: Hier wird Brecht als ein bedeutender Künstler dargestellt (das war er!), aber seine politische Einstellung mehr oder minder unter den Teppich gekehrt. Dabei ging es Brecht in all seinem Schreiben darum, Literatur und Theater für die Sache der Revolution und den Kommunismus nutzbar zu machen. Damit "der Mensch dem Mensch ein Helfer ist", wie er in seinem Gedicht "An die Nachgeborenen" sagt. Sein Ziel war dabei, wie ein Genosse im Impulsreferat zu Brechts Kunsttheorie darlegte, eine Kunst zu schaffen, die die Grenzen der Kunst überrschreitet. Das heißt: Das brechtsche Schreiben ist anders als das des schon erwähnten Goethe. Ein Goethe-Stück können wir uns anschauen, und dann entspannt nach Hause gehen. Ein Brecht-Stück dagegen fordert zur Handlung auf. Es ist nicht mit dem bloßen Anschauen getan, sondern es verlangt, dass wir eine Haltung einnehmen: Finden wir gut oder schlecht, was uns hier, mit den Mitteln der Verfremdung, präsentiert wurde? Und wenn wir es gut finden: Dann müssen wir handeln! Die Kunst wird so an eine soziale Praxis, die Praxis der Revolution, anschlussfähig.
In einem anderen Referat diskutierten wir dann, anhand von einem Aufsatz des Brecht Schülers Weckwert, die Aktualität der Politikauffassung Brechts. Es wurde, anhand der Diskussion deutlich, dass die gesellschaftlichen Probleme, mit denen Brecht konfrontiert war, immer noch die gleichen sind, und dass sie einer Lösung im Sinne des Sozialismus bedürfen. Die Frage, die Brecht sich dabei stellt, wie man handeln kann, um das zu erreichen, was also echtes politisches Handeln heißt, wurde dabei heiß diskutiert. Am Ende waren wir uns einig, dass nicht durch karitatives Handeln oder irgendwelche Politshows in Parlamenten echte Veränderung erzeugen können, sondern, ganz nach Brecht, durchaus auch durch künstlerische Mittel, auf der Straße Momente der Unterbrechung erzeugt werden müssen, in denen der Kapitalismus hinterfragt wird und nicht mehr als alternativlos erscheint.
Zu all diesen Fragen haben wir ganz nach Bert Brecht brav Zigarre geraucht, diverse Gedichte und Textpassagen von ihm vorgelesen und so hoffentlich sein Andenken würdig bewahrt.
Alles Gute zum Geburtstag, Bert!


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