Dienstag, 2. Februar 2016

Tote Kinder! Über Obergrenzen und Grenzsicherung

Beatrix von Storch, reaktionäre Christin, Enkelin des Reichsfinanzministers Johann Ludwig von Krosigk (der sich vor allem beim Raub von jüdischem Eigentum hervorgetan hat [1]) und AfD-Horrortante, hat kürzlich auf die Frage, ob denn auf Frauen und Kinder, die gewaltsam die deutsche Grenze überqueren wollten, geschossen werden soll, eine einfache Antwort gegeben: "Ja".
Natürlich stürzte sich die gesamte bundesrepublikanische Presse auf die Adelige, die übrigens auch den schwulen- und frauenfeindlichen "Marsch fürs Leben" mitorganisiert, um ungeborene (weiße) Babies vor der Abtreibung zu bewahren und, hauptsächlich, Frauen das Recht abzusprechen, selbstbestimmt über ihren Körper zu verfügen. Und in der Tat lässt sich die moralische Entrüstung verstehen: Was Beatrix von Storch gesagt hat, ist tatsächlich in einem Maße unmoralisch, dass man es kaum weiter kommentieren muss. Wer gegen unschuldige Menschen, die aus purer Not fliehen, mit der Waffe vorgehen will, nur um ja nichts vom eigenen Wohlstand (der in Falle der Adeligen von Storch eh von irgendwelchen Raubrittervorfahren mit Gewalt wehrlosen Bauern abgepresst worden sien dürfte) abgeben zu müssen, der bejubelt eine kapitalistische Kultur des Todes, in der die Schwachen und Elenden hemmungslos im Namen reicher, weißer Herrenmenschen niedergemetzelt werden.
Doch seltsam: Während das Bürgertum, insbesondere das linksliberale, sich über diese AfD-Gräfin empört, betreiben seine Vertreter eine Politik, die genau so unmenschlich ist: Ein Herr Gabriel und ein Herr Seehofer fordern Obergrenzen für Flüchtlinge. Was heißt das aber, wenn man nur noch die Seehoferschen 200.000 pro Jahr ins Land lassen will: Dass man irgendwann Leute an der Grenze wird abweisen müssen.
Und wenn sie versuchen, trotzdem einzureisen?
Dann braucht man einen Grenzzaun.
Und wenn sie versuchen, über diesen (verbotenerweise) zu klettern?
Dann braucht man eben jene Gewalt, die Beatrix von Storch ganz offen beim Namen.
Und das ist der einzige wahre Unterschied zwischen der AfD und den etablierten, bürgerlichen Parteien. Diese betreiben bereits die reaktionäre, unmenschliche und mörderische Politik, die die AfD fordert: Ein Grenzregime an Europas Grenzen sorgt für den Tod von tausenden im Mittelmeer. Waffenverkäufe, Kriegseinsätze, Ausbeutung der natürlichen Rohstoffe in den Ländern des Trikont treiben Millionen in den Tod: Kinder, Frauen, Männer. Das alles geschieht in diesem Augenblick und ist von den bürgerlichen Parteien zu verantworten. Doch bleibt hier die moralische Entrüstung aus, da man sehr genau weiß, dass die Folge des Kapitalismus immer Tod, Elend und Vernichtung menschlichen Lebens ist.
Doch darüber schweigt man sich aus, kokettiert mit der scheinbaren, moralischen Überlegenheit westlicher Werte, während die AfD eben mit der nackten Gewalt im Namen der Herrschaft des weißen Mannes kokettiert. Die Politik dahinter bleibt dieselbe und bleibt in jedem Fall unmoralisch und unmenschlich.
Wer daher eine menschenwürdige Gesellschaft erleben möchte, der ist gut beraten, sich nicht einfach nur über die AfD zu entrüsten, sondern den bürgerlichen Staat und den Kapitalismus insgesamt anzugreifen, dessen Vertreter, ob sie nun in der SPD, CDU-CSU oder der AfD hocken, unsere Klassenfeinde sind.

[Genosse Basalt]

 
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[1]Vgl.: Götz Aly: Hitlers Volksstaat. Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus. Bonn 2014, S. 23–25, 346 f., 349.

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