Montag, 6. Juni 2016

Ein Wochenende im Kampf gegen den Faschismus: Bericht vom Aktionswochenende des JAA in Dortmund und Köln

Am Wochenende vom 4/5 Juni hatte der Jugendaktionsausschuss gegen den Notstand der Republik zu einem Aktionswochenende nach Dortmund und Köln gerufen. Gemeinsam mit den im JAA organisierten Gruppen und Genossinnen und Genossen (darunter u.a. SJD - Die Falken Regensburg, FDJ, KJI, die Gruppen "Asylrecht statt Kriegsrecht" und andere) wollten wir uns einerseits den Neonazis entgegenstellen, die in Dortmund ihren "Tag der deutschen Zukunft" abfeiern wollten und andererseits in Köln auf der Domplatte ein Zeichen gegen institutionalisierten Rassismus und Faschismus setzen. Aber der Reihe nach:
Am Freitag, den 3.6. fuhr eine starke bayerische Delegation Richtung Norden, nach Köln. Schon die Hinfahrt war ein Erlebnis für sich: Mit den Genossen der Falken und der FDJ die Nacht zu durchfahren, über HipHop, Brecht und den Marxismus zu diskutieren, politische Erfahrungen auszutauschen und die aktuelle Lage zu diskutieren war ungeheuer lehrreich und brachte jeden weiter. Dass wir eben mal auf der Fahrt auch noch das AgitProp-Stück gegen das Integrationsgesetz, das wir am Sonntag aufführen wollten, weiterentwickelten war unglaublich cool. Zu erfahren wie man kollektiv Kunst (und zwar revolutionäre) schaffen kann, ist ein unglaublich tolles Gefühl. Klar, dass wir, obwohl wir weit nach Mitternacht ankamen, nicht schliefen, sondern bis in den Morgen diskutierten und uns mit den Genossen vor Ort über die Situation im Ruhrgebiet und Rheinland aufklären ließen.
Der Jugendaktionsausschuss bringt Jugendorganisationen zusammen: Falken und FDJ auf der Demo gegen den "Tag der Deutschen Zukunft"

Am nächsten Tag, nach wenigen Stunden Schlaf, trafen wir uns in Dortmund mit den Genossen aus dem Rest des Bundesgebiets um zur Demo des Bündnisses "BlockaDO" zu gehen.
Bereits im Vorfeld war dieses Bündnis Ziel der Staatswillkür geworden: Ein Künstlerkollektiv wollte mit Unterstützung des Schauspielhauses Dortmund mit großen, aufblasbaren Würfeln die Nazis blockieren und warb dafür an Schulen. Daraufhin entsandte die Polizei ihre Handlanger an die Schulen um den Schülern einzuschärfen, wie verboten eine solche Aktion sei. Gezielt wurde so Stimmung gegen die Kunstaktion und BlockaDO gemacht. Ein Grund mehr, hier unsere Solidarität zu zeigen.
Und in der Tat, jede Unterstützung an diesem Tag war notwendig, denn vollkommen grundlos kesselte die Polizei immer wieder die friedlichen Demonstrierenden von Blockado, ließ sie stundenlang in der Sonne stehen, behinderten oder schlugen Menschen, wobei sich, wie immer, die BEPO aus Bayern hervortat. Doch gelang es, dessen ungeachtet, dem JAA, auch im Kessel Stimmung zu machen: Mit Schalmeien-Konzerten und spontanen Chorgesängen (u.a „Bella Ciao“ und „Der heimliche Aufmarsch“) organisierten wir eine kämpferische, revolutionäre Stimmung, genauso wie durch unsere klassenkämpferischen Parolen und die Flugzettel, die wir verteilten. Während der zweiten (oder dritten? Der Autor dieser Zeilen ist sich da nicht mehr ganz sicher) Blockade improvisierten wir eine Bühne aus Demomaterial. Von dieser aus erklärte ein Redner des JAA, dass nicht nur die offenen Nazis eine Gefahr darstellten, sondern, er zeigte, am Beispiel des bayerischen Integrationsgesetzes, wie die sog. „bürgerliche Mitte“, allen voran die CSU, diesen Staat umbaut, in Richtung Autoritarismus und Faschismus. Im Anschluss daran nutzte Holger Burner unsere Bühne, um spontan ein paar Songs vorzutragen und dabei ordentlich die Bullen zu dissen.
Die Dortmunder Arbeiter hatten das Viertel, durch das unsere Demo ging schon ansprechend dekoriert

Nach vielen und langen Polizeikesseln und der ständigen Bedrohung durch eine brutale Polizei, die, so unser Eindruck nur zu gerne noch gewalttätiger gewesen wäre (unter anderem schlitzten Handlanger des Staates grundlos die Würfel der Kunstaktion auf), erreichten wir endlich und erschöpft, nach 7 Stunden Demo deren Endpunkt.
Danach gings aber sofort ins Freidenker-Zentrum nach Köln, wo wir, auch das ist ein schönes Erlebnis, gemeinsam kochten, tagten und die Demo für den nächsten Tag vorbereiteten: Ziel der JAA war es nämlich, die Kölner Dom-Platte zumindest symbolisch dem Zugriff der Reaktion zu entreißen: Denn dieser Platz, auf dem Silvester nämlich angeblich Ausländer Frauen sexuell bedrängt hatten, geistert nach wie vor durch die Debatten: Rassisten beschwören diesen Platz als angeblicher Beweis dafür, dass Muslime/Schwarze eine Gefahr für die DEUTSCHE Frau darstellten, Reaktionäre und faschistoide Parteien nutzen ihn als Begründung für die Durchsetzung aller Maßnahmen, die die Demokratie abschaffen sollen. Umso wichtiger ist es, hier ein Zeichen zu setzen.
Und das taten wir eindrucksvoll: Wir ließen ein riesiges Banner mit Luftballons aufsteigen, auf dem unsere klare Forderung: „Befreiung statt Leitkultur“ zu lesen war. Von den Stufen des Doms grüßte ein weiteres Banner, mit der Aufschrift: „Krieg dem deutschen Krieg“, und auf dem Domplatz selber standen Aktivisten mit mannshohen Buchstaben, die gemeinsam unsere Forderung bildeten: ASYLRECHT STATT KRIEGSRECHT“. 
Auf der Domplatte...

Das ganze wurde begleitet durch Reden und Theaterstücke, die die Aktivisten des JAA aufführten. So konnten wir diesen Platz, der ein Symbol des antidemokratischen Staatsumbaus ist, zu einem Platz der Debatte machen: Denn wir spalteten das Publikum. Auf der einen Seite erfuhren wir bösen Hass und Schmähungen, auf der anderen Seite drückten uns ebenso viele Menschen ihre Unterstützung und ihren Respekt aus. Einige Passanten blieben sogar stehen um spontan mitzumachen, etwa auch Banner zu halten.
Im Anschluss gings noch ins „Birlikte“ Straßenfestival in der Keupstraße, wo wir erneut ein Zeichen gegen den reaktionären Staatsumbau, Rassismus und Faschismus setzten.
...und auf der Treppe vom Dom.

Insgesamt war dieses Wochenende sehr aktionsreich, erfolgreich und lehrreich: Denn in den vielen Aktionen, im Austausch und der Diskussion mit den Genossinnen und Genossen aus ganz Deutschland konnten alle viel lernen und sich weiterentwickeln. Die JAA hat mal wieder bewiesen, wie notwendig sie ist, was sie drauf hat, wenns ums organisieren von Jungen Leuten geht!